Flüchtlinge engagieren sich als ehrenamtliche Helfer

Unter dem Motto „Ehrenamt verbindet“ vermittelt die städtische Fachstelle Integration seit Jahresbeginn Flüchtlinge an gemeinnützig tätige Initiativen in Rottweil. So freuen sich die Suppenstube oder der Kleiderladen des Deutschen Roten Kreuzes bereits über fleißige Helfer. Finanziert wird das Projekt durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden-Württemberg. Weitere interessierte Einrichtungen können sich direkt bei der Fachstelle Integration melden.
Rottweil – „Bevor Flüchtlinge einer regulären Arbeit nachgehen dürfen, ist zunächst die Entscheidung über den Asylantrag, die Durchführung eines Sprachkurses oder die Anerkennung von Berufsabschlüssen erforderlich. Um diese Zeit des Wartens sinnvoll zu überbrücken, bietet sich die ehrenamtliche Tätigkeit an“, erklärt Christine Ott-Vollmer von der städtischen Fachstelle Integration die Idee für das Projekt, das ursprünglich auf einen Antrag der CDU-Fraktion im Rottweiler Gemeinderat zurückgeht. In Zusammenarbeit mit der Aktion Eine Welt, dem BUND Rottweil, dem DRK Kleiderlädle, dem Städtischen Betriebshof, dem Verein Rottweiler Stadttauben und der Wärmestube hat die Fachstelle nun Tätigkeitsfelder abgesteckt, die sich für ehrenamtliche Arbeit von Geflüchteten eignen.
„Sie können dabei ihre Deutschkenntnisse verbessern, Arbeitserfahrungen sammeln und dabei langsam in ihr neues Lebensumfeld hineinwachsen“, erklärt Ott-Vollmer. Die Idee fand bei den Kooperationspartnern großen Rückhalt: „Etliche von ihnen beschäftigen bereits Menschen mit Migrationshintergrund, haben damit auch gute Erfahrungen sammeln können und bringen somit die besten Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit mit.“
Viele geflüchtete oder Menschen mit Migrationshintergrund kennen den Begriff „Ehrenamt“ nicht, weil es diesen in ihren Herkunftsländern in dieser Form nicht gibt, berichtet Ott-Vollmer. In vielen Ländern gebe es zwar einen starken Zusammenhalt innerhalb von Familie, Freundeskreis und Nachbarschaft, aber eine organisierte Form von ehrenamtlichem Engagement meist nicht. Seit Anfang des Jahres bieten nun die Fachstelle Integration Erstgespräche mit interessierten Flüchtlingen an. Dabei wird in Erfahrung gebracht, welche Fähigkeiten, Kenntnisse, berufliche und schulische Ausbildung sie haben und mit welchen Talenten und Interessen sie sich gerne einbringen würden. Anschließend werden die Ehrenamtlichen dann an ihre zukünftige Einsatzstelle vermittelt und die Mitarbeiterinnen der Fachstelle begleiten sie zu ihrem ersten Treffen mit den Verantwortlichen vor Ort. Insgesamt sechs Geflüchtete konnten so bereits erfolgreich vermittelt werden.
Gemeinnützige Einrichtungen für die Unterstützung dankbar: Zwei junger Männer aus Syrien arbeiten seit Januar 2025 im Kleiderlädle des Deutschen Roten Kreuzes, das bedürftigen Menschen gebrauchte Bekleidung zu günstigen Preisen anbietet. Die beiden seien fleißig und mit viel Engagement bei der Sache, so die Belegschaft des Kleiderladens, die insbesondere froh über die tatkräftige Mithilfe bei der Annahme der Kisten mit neuer Second-Hand-Ware ist. Auch die Wärmestube in der Suppengasse mit ihrem Essensangebot für Obdachlose ist dankbar für die Unterstützung. Hier arbeiten mittlerweile vier Flüchtlinge mit, die auch schon zur Erweiterung des Speisenangebotes durch die Vielfalt internationaler Rezepte beigetragen haben.
Die Fachstelle Integration steht darüber hinaus im „Café Connect“ als Ansprechpartner zur Verfügung: Dieser regelmäßige Treff im Mehrgenerationenhaus „Kapuziner“ bietet Interessierten die Möglichkeit, sich über die verschiedenen Einsatzbereiche zu informieren und sich gegenseitig über ihre Arbeit austauschen. Vertreter der kooperierenden Organisationen stellen sich vor und bieten kurze Info-Vorträge an. „Vor allem soll dies ein Raum der Begegnung werden, um mit den Ehrenamtlichen ins Gespräch zu kommen und eventuell bestehende Fragen zu beantworten“, erklärt Ott-Vollmer. Sie hofft außerdem, dass durch „Free Connect“ später auch der Einstieg ins Berufsleben erleichtert wird: „Das Ehrenamt kann auch helfen, frühzeitig Kontakte zum Arbeitsmarkt zu knüpfen.“
INFO: Gemeinnützige Einrichtungen, die Tätigkeitsfelder für Geflüchtete anbieten wollen, können sich gerne bei der Fachstelle Integration melden. Kontakt: Telefon 0741/494-351, E-Mail: fachstelle.integration@rottweil.de.